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Mönchsrobben – Poseidons letzte Kinder

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2018-07-16 2022-02-21 16.07.2018
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Mönchsrobben Monachus

Die Mönchsrobbe (Monachus monachus) wurde in der Antike von den Griechen verehrt und stand unter dem Schutz von Poseidon und Apollo. Auf den Stränden des Mittelmeeres, des Schwarzen Meeres und des Atlantiks aalten sich in der Antike riesige Kolonien in der Sonne. Erst als die Römer die Ägäis für sich eroberten und die Tiere als Quelle für Öl, Speck und Felle entdeckten, verschlechterte sich die Situation der Tiere zunehmend. So ist dokumentiert, dass im 15. Jahrhundert Portugiesen im Afrikanischen Atlantik fast 5.000 Robben töteten. Durch die jahrhundertelange Verfolgung sind die Bestände besonders in den letzten 50 Jahren stark geschrumpft und gelten heute als akut gefährdet.

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Mönchsrobben Monachus

Daher kann man die Tiere heute nur noch im östlichen Mittelmeer (Ägäis), an den Mittelmeerküsten Nordwestafrikas und im Atlantik (Mauretanien) antreffen. Vereinzelt werden sie auch in der Adria gesichtet, wie unlängst vor Pula oder auf Samos. Mönchsrobben gibt es ansonsten nur noch in den Gewässern um Hawaii – dabei handelt es sich aber um eine andere Unterart. Die wichtigsten Mönchsrobben-Kolonien des Mittelmeeres befinden sich im Meeresnationalpark Nördliche Sporaden, im Bereich der Kykladeninseln und vor der türkischen Ägäisküste. Dr. Alexandros Karamanlidis von der MOm (Griechische Gesellschaft zur Erforschung und zum Schutz der Mittelmeer-Mönchsrobbe) geht davon aus, dass heute ungefähr 700 Tiere im Mittelmeer leben, etwa 350-400 davon in Griechenland. Das ist nicht genug, aber zurzeit scheint der Bestand zumindest stabil. Aufgrund der jahrelangen Verfolgung sind sie sehr menschenscheu geworden und haben sich in kleine, unzugängliche Buchten oder Felsküsten mit versteckten Höhlen, in denen sie ihre Jungen aufziehen, zurückgezogen.

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Mönchsrobben Monachus

Die Mittelmeer-Mönchsrobbe wiegt etwa 250 bis 300 kg. Die bis zu 2,4 Meter langen, stattlichen Tiere sind eine der größten Robbenarten der Erde, wobei die weiblichen Tiere meist etwas kleiner sind. Sie haben ein kurzes, braun-graues Fell, das an der Bauchseite heller ist, bzw. einen großen weißen Fleck aufweist.

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Mönchsrobben Monachus

Auch wenn sie das ganze Jahr über Junge bekommen können, werden die meisten Mönchsrobben aber im September und Oktober geboren. Nach einer Tragzeit von etwa neun Monaten bringen die Weibchen ein mit flaumigem, schwarzem Fell bedecktes Junges zur Welt. Die Jungen leben in schwer zugänglichen Höhlen an Land und werden dort auch gesäugt. Deshalb bekommt man sie selten zu Gesicht. Die zurückgezogene Lebensweise in den Höhlen mag erklären, warum man erst kürzlich entdeckt hat, dass Mönchsrobben ihren Nachwuchs mehr als doppelt so lange säugen als das bei Robben üblich ist. In den Gewässern um Hawaii hat man beobachtet, dass die Weibchen neben dem eigenen Sprössling oft auch fremde Junge versorgen. Manchmal hängen fremde Sprösslinge sogar neben dem leiblichen Kind an den Zitzen. Dass sich weibliche Mönchsrobben so tolerant und freigebig zeigen, gibt auch Jungen, die ihre Mutter verloren haben, eine Überlebenschance. In der Ägäis, wo die Mönchsrobben weit verstreut leben und es oft an hilfreichen Nachbarinnen fehlt, wird dieses Sozialverhalten nicht beobachtet. Hier gibt es kaum ruhige Strände, an denen die Mönchsrobben ungestört ihren Nachwuchs großziehen könnten.

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Mönchsrobben Monachus

Nach etwa zwei Wochen folgen die jungen Mönchsrobben den Eltern ins Wasser. Die Stillzeit wird mit 16 bis 17 Wochen angegeben. Drei Jahre lang bleiben die Jungen bei der Mutter. Im Alter von vier bis sechs Jahren werden sie dann geschlechtsreif.

Mönchsrobben sind echte Wasserraubtiere und ernähren sich von verschiedensten Fischarten, Tintenfischen und Krebsen. In Küstennähe jagen sie in Tiefen von bis zu 30 Metern – oftmals auch in der Gruppe.

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Mönchsrobben Monachus

1985 wurde die Mönchsrobbe von der International Union for the Conservation of Nature (IUCN) zu einer der zwölf weltweit am meisten bedrohten Tierarten erklärt. Die Ursachen für den starken Rückgang liegen neben der Bejagung in der zunehmenden Meeresverschmutzung, der Störung ihres Lebensraumes durch den Tourismus und einem zunehmenden Nahrungsmangel, da mit kilometerlangen Treibnetzen der Meeresboden leergefischt wird. Delphine sind ebenfalls von diesem Nahrungsmangel bedroht. Außerdem können sich Mönchsrobben in den Treibnetzen verheddern und kläglich darin ersticken, wenn sie zum Atmen nicht mehr auftauchen können. Das ist auch für die Fischer sehr ärgerlich, da die im Netz verhedderten Robben das Netz so beschädigen, dass manchmal mehrere Tage nötig sind, um es wieder zu flicken. Aber auch eine mangelnde politische Bereitschaft der griechischen Behörden, Schutzmaßnahmen umzusetzen, ließ den Bestand weiter sinken.

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Mönchsrobben Monachus

Die Stiftung Europäisches Naturerbe (EURONATUR) setzt sich seit über zehn Jahren für die Rettung der Mönchsrobben ein. So hat EURONATUR mit dazu beigetragen, dass der Meeresnationalpark Nördliche Sporaden ausgewiesen wurde. Er ist nicht nur der erste in Griechenland, sondern auch der größte europäische Meerespark. Auf der Sporadeninsel Alonnisos hat EURONATUR eine sehenswerte Naturschutzstation eingerichtet. Sie dient als Basis für die Arbeit der griechischen Naturschützer, Hier wurden die Vorarbeiten für die Zonierung des Parks und die Schutzverordnungen geleistet. Naturinteressierte Besucher können sich dort informieren und auf einem von EURONATUR eingerichteten Naturlehrpfad wandern. Auch Naturschutzseminare werden dort abgehalten, um die Bevölkerung zu sensibilisieren. Vor allem ist es ihnen aber gelungen, sich mit den Küstenfischern, den ursprünglich stärksten Gegnern des Parks, zu arrangieren.

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Mönchsrobben Monachus

Während EURONATUR versucht, die großen Fischfangflotten aus dem Nationalpark herauszuhalten, verschonen die Fischer ihrerseits die Robben und beteiligen sich inzwischen sogar an der Überwachung des Nationalparks. In Steni Vala auf Alonissos wird eine Station zur Pflege verletzter Mönchsrobben und besonders zur Aufzucht verlassener Robbenbabys unterhalten. 2008 wurde an Karpathos’ Nordseite, wo eine weitere wichtige Population lebt, ein neues Schutzgebiet eingerichtet. Auf der Kykladeninsel Gyaros wird gerade versucht, eine weitere Kolonie unter Schutz zu stellen. Die ersten Ergebnisse dieser Bemühungen sind bereits sichtbar. Weil es inzwischen mehrere funktionierende Schutzgebiete (MPA = Marine Protected Area) gibt, geht es den Robben jetzt besser als noch vor 20 Jahren. Selbst in den Gewässern vor Athen und im Saronischen Golf tauchen die Tiere nun wieder auf. Mit Sendern versehene Jungtiere von Alonissos schwammen durch die ganzen Sporaden und um Euböa herum. Warum dies so ist, versuchen die Wissenschaftler zurzeit zu erforschen. Vielleicht sind die Robben anpassungsfähiger als Delphine und jagen nun verstärkt Oktopusse, von denen es in der Ägäis noch viele gibt. Inzwischen trauen sich die Tiere auch wieder, sich auf Stränden auszuruhen, was sie viele Jahre nicht mehr getan hatten. Ob dies eine Folge der Schutzmaßnahmen ist, bleibt abzuwarten.

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Mönchsrobben Monachus

Weitere Informationen:
E-Mail: encrypted---aW5mb0BldXJvbmF0dXIub3Jn
http://www.euronatur.org
http://www.monachus-guardian.org/factfiles/medit01.htm
http://alonissos.gr/de/meerespark/profil.html